Prävention in der Apotheke am Beispiel der Nierenkampagne

Schwere Nierenschäden entstehen als Folge chronischer Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes. Die Früherkennung dieser Komplikation ermöglicht den Patienten die langfristige Erhaltung der Lebensqualität und die Einsparung  von Behandlungskosten. Die dieses Jahr in Apotheken der Innerschweiz durchgeführte Aktion zeigt, dass Apotheken bestens für diese Art der Früherkennung geeignet sind.

Die Nieren des Menschen verrichten jeden Tag Schwerstarbeit. Sie filtern fortwährend Abfallstoffe aus dem Blut und übernehmen eine wichtige Rolle beim Regeln des Blutdrucks, des Mineral- und Säure-Basen-Haushalts. Täglich filtrieren die Nieren ein Blutvolumen von etwa 170 Litern!

Mit steigendem Alter nimmt die Nierenleistung ab. Chronische Erkrankungen, ungesunder Lebensstil sowie gewisse Medikamente beeinträchtigen diese Leistung aber zusätzlich, was im schlimmsten Fall zu Nierenversagen führen kann. In diesem Fall müssen sich die Patienten mehrmals wöchentlich einer Dialyse („Blutwäsche“) unterziehen, die einzige Heilmethode liegt aber in der Nierentrans-plantation.
Seit sieben Jahren führt der Schweizer Apothekerverband pharmaSuisse jährlich eine regionale Kampagne zur Früherkennung von Nierenkrankheiten in Apotheken durch. Dieses Jahr wurden 850 Personen in 23 Apotheken in den Kantonen Schwyz, Uri, Obwalden, Nidwalden und Zug getestet. Etwa 40% von ihnen wiesen ein erhöhtes Risiko für eine Nierenkrankheit auf und wurden für weitergehende Untersuchungen an einen Arzt weitergeleitet. Bei frühzeitiger Erkennung kann die Lebensqualität auf lange Zeit erhalten bleiben und Gesundheitskosten eingespart werden, denn die Behandlung eines Dialysepatienten kostet im Jahr durchschnittlich 70‘000 Franken. Zudem bestätigt Andrea Schäfer, Präsidentin des Verbands Nierenpatienten Schweiz, dass die Dialysezentren heute schon überlastet sind und es an Spendernieren fehlt.

Die Nierenkampagne zeigt, dass Apotheken als leicht zugängliche Anlaufstellen hervorragend geeignet sind für die Prävention. Dr. med. Daniel Varga, leitender Arzt Nephrologie im Kantonsspital Zug, arbeitete im Rahmen dieser Kampagne mit den Apotheken zusammen und bestätigt das Resultat: „Patienten, die noch gar nicht an einer manifesten Nierenkrankheit leiden, aber einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, erreichen wir in Arztpraxen kaum. Sie würden deshalb nicht oder zu spät identifiziert. In die Apotheke gehen dagegen alle, sei es auch nur, um ein Grippemittel zu kaufen. Gerade dort können so jene erreicht werden, die am meisten von der Aktion profitieren.“
Apotheken führen solche Präventionskampagnen bisher in Eigeninitiative und grösstenteils auf eigene Rechnung durch. Angesichts des Erfolgs und der möglichen Kosteneinsparungen wäre zu wünschen, dass die Prävention endlich auch von der Politik als Aufgabengebiet der Apotheken anerkannt wird.

Quellen:
Medienmitteilung pharmaSuisse vom 14. Mai 2014
http://www.pharmasuisse.org/de/dienstleistungen/kampagnen/Seiten/Nierentag.aspx
pharmaJournal 12, S. 26: Interview mit Andrea Schäfer. Hans Huber Verlag, 5.6.2014