900 Medikamente werden billiger

Die seit 2010 vom Bundesrat angeordneten Preisüberprüfungen führen am 1. November wieder zu Preissenkungen bei rund 900 Arzneimitteln. Doch dies trifft nicht nur die pharmazeutische Industrie, sondern auch die Apotheken. Bereits jetzt arbeiten 20% der Apotheken unterhalb der Rentabilitätsgrenze. Gerade für ländliche Regionen könnte dies prekär sein.

Seit 2010 werden die Preise von Medikamenten, die von der Grundversicherung erstattet werden, alle drei Jahre überprüft. Dies führt jedes Halbjahr zu teils starken Preisreduktionen. Auch wenn in erster Linie die pharmazeutische Industrie das Ziel dieser Kostenreduktion sind, so erleiden auch Apotheken fortlaufend Einkommenseinbussen.

Eine jährliche Studie des Konjunkturforschugsstelle der ETH Zürich (KOF) errechnete schon für das Jahr 2012, dass 20% der Apotheken unrentabel sind. Ihnen fehlen die nötigen Mittel, um notwendige Investitionen (Innenausstattung, Labor, Geräte, Weiterbildungen) zu tätigen. Sie sind damit mittelfristig in der Existenz bedroht. Während die selbstdispensierenden Ärzte bereits eine Erhöhung des Taxpunktwertes verlangen, um die Einbussen bei den Zusatzverkäufen von Medikamenten zu kompensieren, haben die Apotheker derzeit keine Aussicht, eine bessere Vergütung für ihre Arbeit zu erhalten.

Bundesrat Berset hat selbst vorgerechnet, dass er die Medikamentenpreise in drei Jahren um 20% gesenkt hat – mehr als seine drei Amtsvorgänger in den 15 Jahren zuvor. Diese Preisreduktionen lassen sich jedoch immer weniger mit der wirtschaftlichen Realität in der Schweiz vereinbaren. Auch wenn die Medikamentenpreise in der Schweiz höher sind als im Ausland, müssen nichtdestotrotz Mieten, Löhne, Informatikkosten, etc. nach Schweizer Massstäben bezahlt werden. Mit Preisen wie in Frankreich oder Holland lässt sich dies definitiv nicht mehr bewerkstelligen. Ausserdem sind Apotheken, verglichen mit anderen Leistungserbringern, in ein enges Geflecht von Gesetzen und Vorschriften eingebunden, deren Einhaltung und Umsetzung weitere Ressourcen verbrauchen.

Zu aggressive Preissenkungen in kürzester Zeit bedrohen damit direkt das Schweizer Apothekennetz. Dieses ermöglicht der Bevölkerung nicht nur jederzeit den Zugang zu Medikamenten, sondern auch zu kompetenter Beratung und viel Know-how in Prävention und Gesundheitsförderung. Die Apotheken bieten unkomplizierte Hilfe, entlasten Ärzte, verbessern therapeutische Ergebnisse und sensibilisieren die Bevölkerung für Gesundheitsthemen. Gerade in ländlichen Gegenden und in Zeiten des Hausärztemangels sind sie wesentlicher Teil des medizinischen Service public.

Apotheken sind klar kostenverhütende Einrichtungen im Gesundheitswesen. Wenn man die Anteile der pharmazeutischen Industrie und der Logistikunternehmen abzieht, kosten die Apotheken den Prämienzahler weniger als 3% der einbezahlten Prämien, also noch weniger als die Verwaltung. Es wäre äusserst unklug, ihre Existenz  für kurzfristige Sparübungen aufs Spiel zu setzen.

Quellen:
http://www.tdg.ch/economie/entreprises/pharmacie-officines-independantes-luttent-survie/story/16972116

http://www.pharmasuisse.org/data/Oeffentlich/de/Medienservice/Mediendossiers/RoKA/RoKA-Bericht%20f%C3%BCr%20das%20Gesch%C3%A4ftsjahr%202012.pdf

http://www.hausaerzteschweiz.ch/kommunikation/news/detail/artikel/position-von-hausaerzte-schweiz-zur-kvv-und-klv-revision/

http://www.santesuisse.ch/datasheets/files/201410091035451.pdf